Das magische Fahrradtraining
Peca und Lumi fliegen in ihrer Kristallkapsel durch das Weltall. Überall um sie herum breitet sich eine geheimnisvolle Dunkelheit aus, die von pinkfarbenem Sternenstaub erhellt wird. Kleine Sterne blinken wie winzige, leuchtende Glitzerlichter. Die Kristallkapsel fliegt an vielen verschiedenen Planeten vorbei. Einige sind riesig und tragen schimmernde Ringe, die wie große Hula-Hoop-Reifen schweben. Andere, kleinere Planeten erinnern an leuchtende, bunte Murmeln. Nach ihrem Abenteuer im Zauberwald steuern Peca und Lumi nun auf die Erde zu. Welche Abenteuer wohl diesmal auf sie warten?
Der Bildschirm der Kristallkapsel leuchtet auf. Peca ist aufgeregt. „Wir kommen der Erde immer näher“, weiß Lumi. Er beginnt zu leuchten und sendet funkelnde Lichtstrahlen auf den Bildschirm. Es erscheint eine Landkarte, aber irgendwie sieht sie anders aus als andere Karten. Moment mal. Siehst du das? Die Landkarte ist lebendig. Auf der Karte bewegt sich ja alles! Flugzeuge ziehen ihre Spuren durch die Wolken, Schiffe schippern über das blaue Wasser und Autos fahren auf den grauen Straßen. Du kannst auch Städte und Dörfer sehen. Wenn du genauer hinschaust, siehst du auch Kinder, die auf einem Schulhof spielen, und eine lange Schlange von Menschen vor einer Bäckerei, die wahrscheinlich alle auf frische Brötchen warten.
Peca und Lumi beugen sich über den Bildschirm, um die Karte besser sehen zu können. „Wir nähern uns einer Stadt namens Münster!“, ruft Lumi aufgeregt. „Münster?“, Peca schaut überrascht auf. „Da waren wir ja noch nie!“ Sie drückt ihre Nase gegen das Fenster der Kapsel und betrachtet fasziniert die Stadt unter ihnen. Die Straßen und Plätze sind voller Menschen, und es gibt so viele bunte Lichter, die zwischen den Gebäuden leuchten. Einige Häuser sehen aus, wie aus einer alten Geschichte, während andere ganz neu sind und irgendwie anders gebaut wurden als die alten Häuser .
„Schau mal, Peca!“, sagt Lumi und zeigt auf den magischen Bildschirm. „Wir fliegen direkt über den St.-Paulus-Dom.“ Peca schaut hinaus und ihre Augen leuchten beim Anblick der zwei beeindruckenden Türme des Doms, die hoch in den Himmel ragen. „Dieser Dom ist älter als 1.200 Jahre!“, erklärt die Stimme aus dem Gerät. „Lasst uns einen Blick in seine Vergangenheit werfen und die Geschichten erleben, die er zu erzählen hat.“ Dann beginnt auch schon die magische Reise. Es erscheinen viele Bilder und spannende Videos, die den St.-Paulus-Dom zu verschiedenen Zeiten zeigen. Peca und Lumi sehen, wie der Dom vor langer Zeit gebaut wurde, mit großen Steinen, die von starken Menschen getragen wurden. Dann erleben sie, wie der Dom einmal kaputtging und wiederaufgebaut wurde, und wie viele verschiedene Menschen im Laufe der Jahre durch seine großen Türen gingen. Als das letzte Bild des Doms langsam verblasst, schwebt die Kristallkapsel weiter über die Stadt. Plötzlich ruft Peca aufgeregt: „Schau mal, Lumi! Da unten gibt es ja unzählige Fahrräder!“ Einige lehnen an farbenfrohen Zäunen und grauen Straßenlaternen, andere sind in langen Linien aufgestellt, fast wie bei einer heiteren Fahrradparade. Auf den Straßen und Wegen entdeckt sie viele Menschen, die auf ihren Rädern unterwegs sind. Kinder strampeln lachend auf dem Weg zur Schule, und Erwachsene fahren mit ihren Fahrrädern zur Arbeit. „In Münster scheint wirklich jeder gerne Fahrrad zu fahren!“, bemerkt Peca und beide müssen über diese fröhliche Fahrradstadt lachen.
„Siehst du das Gebäude da unten? Das große, alte Haus dort.“ Lumi zeigt Peca ein beeindruckendes Gebäude. „Ja, ich sehe es!“, antwortet Peca. Lumi erklärt: „Das ist das Archäologische Museum. Da sind Dinge ausgestellt, die die Menschen vor langer Zeit benutzt haben und man erfährt viel über das Leben in vergangenen Zeiten. Gerade gibt es eine Ausstellung über das Mittelalter.“
Peca schaut ihren Freund neugierig an. „Mittelalter? Lebten da nicht die Prinzessinnen und Ritter?“
„Ja, das stimmt. Das Mittelalter war eine lange Zeit vor uns. Es gab Ritter in glänzenden Rüstungen, schöne Burgen und natürlich Könige und Königinnen“, erläutert Lumi. „Und was haben diese Könige und Königinnen gemacht?“
„Sie hatten eine wichtige Aufgabe“, fährt Lumi fort. „Sie passten auf ihr Land auf und sorgten dafür, dass alle Menschen glücklich und sicher waren.“ Peca fragt weiter: „Und die Prinzen und Prinzessinnen?“
„Auch sie hatten viel zu tun. Die Prinzen lernten, wie sie eines Tages gute Könige werden. Freundlich und fürsorglich gegenüber ihrem Volk. Die Prinzessinnen lernten viele verschiedene Sprachen, um mit Menschen aus anderen Ländern sprechen zu können. Sie lernten auch viel über Kunst und Musik.“ Peca sagt begeistert: „Die Prinzessinnen trugen doch immer so schöne lange Kleider!“ Lumi lacht und erklärt: „Stimmt, Peca! Diese Kleider waren etwas ganz Besonderes. Sie waren aus den schönsten Stoffen gemacht und manchmal waren sie sogar mit kleinen, glänzenden Steinen besetzt.“ Peca strahlt vor Begeisterung: „Wow, das klingt wirklich spannend!“ Lumi zeigt auf den Bildschirm und sagt: „Hier in Münster gibt es ein Museum, in dem es sogar echte Dinge aus dieser Zeit gibt!“ Pecas Augen strahlen. „Ritterrüstungen und Prinzessinnensachen?“ Lumi lacht. „Ja, und noch viel mehr.“
Dann gleitet die Kristallkapsel immer tiefer, bis sie schließlich landet. „Wir sind in einem riesigen Garten!“, ruft Peca begeistert. „Der Bildschirm zeigt an, dass wir im Botanischen Garten in Münster sind.“ Peca blickt neugierig auf. „Botanischer Garten?“ Lumi strahlt: „Ja, das ist ein ganz besonderer Garten, wo es immer etwas Schönes zu sehen gibt. In diesem Garten wachsen über 10.000 verschiedene Pflanzen aus aller Welt. Stell dir das mal vor – so viele Pflanzen an einem Ort!“ Die Tür der Kristallkapsel öffnet sich. Peca und Lumi stehen mitten in einem bunten Blättermeer aus Rot, Orange und Gelb. „Sieh nur, wie bunt die Blätter im Herbst sind!“, ruft Lumi. Einige Blätter sind klein und rund, andere groß und spitz, und wieder andere haben gezackte Ränder. Die Luft ist erfüllt vom Duft des Herbstes - es riecht nach der frischen, nassen Erde, nach weichem Moos und ein wenig wie trockene Zweige oder altes Holz.
Während sie weitergehen, entdecken sie einen Bereich, wo sogar exotische Pflanzen wachsen. „Diese Pflanzen kommen aus ganz warmen Ländern“, erklärt Lumi. „Aber hier im Garten kümmern sich die Gärtner ganz besonders um sie, damit sie auch hier gut wachsen können.“ Peca ist fasziniert von den bunten Blumen, die inmitten all des herbstlichen Laubs so anders aussehen als alles, was sie bisher gesehen hat. „Und da drüben muss wohl das Schloss sein!“, sagt Lumi aufgeregt, während er auf das riesige und beeindruckende Gebäude zeigt, das am Rand des Botanischen Gartens zu sehen ist. „Es scheint fast so, als ob der Garten bis zum Schloss reicht. Was für ein zauberhafter Ort, nicht wahr?“ Peca schaut auf den Zauberbildschirm und sagt: „Hier steht, dass dieses Schloss etwas ganz Besonderes hat: Ein Glockenspiel auf dem Dach, das dreimal am Tag zehn verschiedene Lieder spielt. Vielleicht haben wir ja Glück und können es gleich noch hören!“
In dem Moment erstrahlt Lumi blau und eine leise Melodie erklingt. „Lumi, es scheint ein Kind in der Nähe zu sein, das Hilfe benötigt!“, sagt Peca und schaut sich um. Sie folgen dem blauen Leuchten vom Zauberkristall und gelangen zum Ausgang des Gartens. Kurz darauf erreichen sie einen ruhigen Platz, auf dem sie eine Mutter sehen, die versucht, ihrem Sohn das Fahrradfahren beizubringen. Der Junge scheint jedoch Schwierigkeiten zu haben. Die Mutter gibt ihr Bestes, aber es will einfach nicht klappen. Schließlich steigt der Junge vom Fahrrad ab und setzt sich traurig auf den Boden. Mit einem seufzenden Ton sagt er: „Ich kann kein Fahrrad fahren. Das macht mir auch gar keinen Spaß. Ich will das gar nicht können!“
Die beiden sind total überrascht, als Peca und Lumi sich ihnen langsam nähern. Peca lächelt und sagt: „Hey! Ich bin Peca, die Drachenelfe, und das ist Lumi, mein Zauberkristall.“ Die beiden schauen sie mit großen Augen an und fragen neugierig: „Drachenelfe? Zauberkristall? Wo kommt ihr denn her?“ Peca lächelt und antwortet: „Vom Superplaneten Luminara. Wir reisen durch die Galaxien bis zur Erde, um Menschen zu helfen. Heute sind wir bei euch gelandet. Wie heißt ihr?“ Die Mutter lächelt ebenfalls und stellt sich vor: „Ich bin Carla, und das hier ist mein Sohn Tom. Wir sind gerade beim Fahrradtraining.“
Tom schaut traurig zu Boden und sagt leise: „Fahrradfahren ist einfach doof. Das klappt nicht. Außerdem möchte ich alleine fahren können, ohne immer Hilfe zu brauchen.“ Peca setzt sich neben Tom auf den Boden und beginnt zu erzählen: „Weißt du was, Tom? Ich kenne dieses Gefühl nur allzu gut. Als ich zum ersten Mal versucht habe, mit der Kristallkapsel zu fliegen, konnte ich sie überhaupt nicht bewegen. Ich war so traurig und brauchte Lumis Hilfe.“
„Kristallkapsel? Was ist denn das?“, fragt Tom neugierig. „Meine Kristallkapsel ist unser Flugzeug und bringt uns zu verschiedenen Orten.“ Dann fährt sie fort: „Weißt du, Tom: Lumi hat mir damals erklärt, wie das Fliegen funktioniert und worauf ich achten muss - und das war eine ganze Menge. Die ersten Versuche waren nicht einfach, und ich hatte oft Probleme, die Kapsel richtig zu steuern.“ Lumi nickt zustimmend und fügt hinzu: „Oh ja, wie oft sind wir in Büsche geflogen oder ...“ Peca unterbricht ihn und fährt fort: „Ja okay, das stimmt. Allerdings habe ich nie aufgegeben. So anstrengend und schwer es war, ich habe es immer wieder versucht, und mit jedem Versuch wurde es ein wenig besser.“ Tom schaut sie nachdenklich an und fragt: „Und jetzt kannst du alleine fliegen?“ Peca lächelt stolz und nickt. „Ja, jetzt kann ich alleine fliegen. Manchmal ist es wichtig, Hilfe von anderen anzunehmen, um besser zu werden. Ganz bald wirst du sehen, dass du auch ohne Hilfe Fahrrad fahren kannst. Bleib einfach dran und glaub an dich selbst.“
Tom schaut sie grübelnd an. „Das sagen meine Eltern auch immer. Aber wie kann ich das machen? Wie kann ich an mich glauben?“ Lumi antwortet: „Jedes Mal, wenn du etwas Schwieriges machst, sag dir selbst: ‚Ich kann das!‘. Auch wenn es nicht gleich klappt, ist das okay. Das gehört zum Lernen dazu. Stell dir dann einfach ein Bild in deinem Kopf vor, wie toll es sein wird, wenn du mit deinen Freunden Fahrrad fährst und dabei lachst und Spaß hast.“
Während Lumi spricht, geschieht etwas Wunderbares: Der Zauberkristall verwandelt sich in einen großen Bilderrahmen, und darin erscheint ein farbenfrohes Gemälde. Es zeigt Tom, wie er lachend und voller Freude mit seinen Freunden Fahrrad fährt. Sowohl Carla als auch Tom sind verzaubert. „Das ist unglaublich!“, ruft Carla. Toms Augen strahlen vor Staunen. Er kann nicht glauben, was er da gerade sieht.
Peca lächelt ihn an. „Siehst du, Tom. Mit ein bisschen Übung und Geduld wirst du bald alleine Fahrrad fahren, genau wie auf diesem Bild. Du musst nur ganz fest daran glauben und es dir immer wieder sagen!“ Tom nickt, sein Gesicht voller Vorfreude. „Ich werde weiterüben. Vielleicht kann ich schon bald alleine Fahrrad fahren, so wie du mit deiner Kristallkapsel fliegen kannst!“
„Genau, Tom. Wir glauben alle an dich!“, erwidert Peca.
Carla bedankt sich herzlich für das magische Fahrradtraining, und Tom macht sich bereit, weiter zu üben. Seine Mutter setzt ihm den Helm richtig auf, und Tom steigt wieder auf sein Fahrrad. „Es war schön, euch kennengelernt zu haben“, sagt Lumi. „Viel Erfolg bei deinem Fahrradabenteuer!“ Mit diesen Worten verabschieden sich Peca und Lumi, und machen sich auf den Weg zurück zum botanischen Garten, wo ihre glitzernde Kristallkapsel auf sie wartet.
Bis ganz bald und denk immer daran: